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Was sind mögliche Trendberufe?

Mag.a Barbara Klabischnig-Hörl, MA plaudert aus dem Nähkästchen ihrer langjährigen Beratungs- und Bildungserfahrung

von Anika Reismüller-Kaupe | 18. August 2021

Wie sieht der Arbeitsmarkt von morgen aus? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen. Die Digitalisierung, Automatisierung, der demografische Wandel und nicht zuletzt COVID-19 haben die Arbeitswelt zunehmend verändert. Neue Berufe werden geschaffen, alte Berufe modernisiert und neue Inhalte in Ausbildungen vermittelt, um den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden.

Das bedeutet aber auch, dass viele heutige Berufe in Zukunft teilweise überflüssig werden. Denn nicht nur in der Industrie sondern auch im Dienstleistungsbereich werden sukzessive Arbeitsschritte optimiert und automatisiert. Man denke nur an den automatischen Check-in am Flughafen.

Natürlich möchten ArbeitnehmerInnen, StudentInnen und SchülerInnen in einer Branche arbeiten, in der auch in ein paar Jahren noch ein sicheres Einkommen und realistische Aufstiegschancen zu erwarten sind.

 

Doch woran erkennt man Berufe mit Zukunft und welche dieser Berufe sind am besten für mich geeignet?

 

Ein Blick auf den aktuellen Arbeits- und Stellenmarkt zeigt bereits wohin die Reise geht:  An der Spitze stehen hier Berufe im Bereich der Digitalisierung, IT und Medienbranche. Ebenso händeringend gesucht werden Arbeitskräfte in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Sozialwesen, ebenso qualifizierte Handwerker und Facharbeiter.

In der Zukunft werden einige Berufsbilder verschwinden und Neue entstehen. Die Arbeitswelt der Zukunft wird einerseits durch den technologischen Fortschritt geprägt sein. Auf der anderen Seite wird es zukunftsfähige Berufe dort geben, wo Menschen aufeinander angewiesen sind.

 

Welche Bedeutung hat die demografische Entwicklung der Bevölkerung in Bezug auf zukünftige Trendberufe?

Die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft zeichnet sich durch den zunehmenden Überhang der älteren Bevölkerungsschichten („Babyboomer“; Schon 2030 ist fast jeder 3. Österreicher über 60 Jahre alt), bei gleichzeitig geburtenschwachen Jahrgängen, aus. So ist es, nicht weiter verwunderlich, dass am Arbeitsmarkt der Ruf nach nachkommenden Fachkräften immer lauter wird.

Welche konkreten Berufe würdest du als Trendberufe bezeichnen?

Im Gesundheitsbereich herrschte auch schon vor COVID-19 ein massiver Mangel an Pflegekräften (zB: Heimhilfe, Pflege(fach)assistenz, Diplom. Pflegepersonal). Die langjährige Praxis, ausländische Pflegekräfte ins Land zu holen - man denke nur an die 24-Stunden-BetreuerInnen - entschärfte diese Situation nur kurzfristig. Eine geförderte, intensive Ausbildungsoffensive ist nötig, um den enormen Pflegebedarf der kommenden 30 Jahre decken zu können. Derzeit gibt es viele kostenlose Ausbildungsangebote, die einen sicheren Berufseinstieg ermöglichen. In diesem Bereich wird man demnächst also ziemlich sicher einen Job finden. Auch Arbeitskräfte für die mobile Pflege, Betreuung, Begleitung und Animation von SeniorInnen, DemenztrainerIn etc. werden zunehmend gefragt sein.

Seit Jahrzehnten ruft die gesamte IT-Branche nach mehr hoch ausgebildeten InformatikerInnen, sodass diese noch während ihres Studiums durch verlockende Gehaltsangebote angeworben werden. Auch HTL-AbsolventInnen können mit Einstiegsgehältern um die € 2.500,- bis 3.000,- brutto rechnen.

Auch bei PädagogInnen ist ein Generationswechsel absehbar, die Pensionswelle ist schon längst im Rollen. Die berufsbegleitenden Ausbildungen an den Pädagogischen Hochschulen sind gerade voll im Trend! Auch Freizeitpädagogik, Natur-, Outdoor- oder Kräuterpädagogik sind Beispiele für derzeit gern gewählte Berufsausbildungen.

Handwerksbetriebe suchen nach geschickten jungen Lehrlingen und finden zu wenige, denn viele junge Menschen ziehen den Besuch höherer Schulen vor und visieren die Matura an. Lehrlingsausbildungen im 2. Bildungsweg werden zwar seit Jahren zunehmend angeboten und gefördert (zB. über AQUA, FIT-Frauen in die Technik oder das Fachkräftestipendium des AMS) -Ausbildungsplätze in den Regionen sind aber noch rar. Hier wäre der bereits politisch angekündigte Teilzeitmodus interessant, dieser wurde jedoch noch nicht umgesetzt. Dies würde vielen in Teilzeit arbeitenden Frauen mit Betreuungspflichten, eine solide Berufsausbildung ermöglichen.

Wie siehst du die Entwicklung sogenannter „green jobs“, also Jobs im Umweltsektor?

„Green Jobs“ erfreuen sich aktuell großer Aktualität. Umwelt und Nachhaltigkeit sind große Themenblöcke, um die herum Berufsbilder zusammengefasst werden und neue Berufsbilder entstehen. Oft nachgefragt werden derzeit zukunftsträchtige Kombinationen, zum Beispiel die von landwirtschaftlichen und sozialen oder Pflegeberufen im Rahmen der „Green Care“-Idee. Auch Selbsterhaltung und Biolandbau sind Themen geworden.

Der Trend zur Digitalisierung ist nicht mehr wegzudenken und hat durch COVID-19 einen weiteren Aufschwung erlebt. Gibt es auf diesem Gebiet eine verstärkte Nachfrage nach Ausbildungen in deiner täglichen Beratungsarbeit?

Digitale Kompetenzen sind heute in den meisten Berufsbildern eine Selbstverständlichkeit.  Der Umgang mit Medien will aber gelernt und geübt sein, was gar nicht so selbstverständlich ist, wie es scheint. Besonders Wieder- oder UmsteigerInnen, Menschen mit Migrationsbiografien oder Ältere haben hier Nachhol- bzw. Aktualisierungsbedarf. Es lohnt sich gerade in diesem Bereich am Ball zu bleiben und sich laufend weiterzubilden - nicht zuletzt, weil gesellschaftliche Teilhabe somit erst ermöglicht wird.

Neue Berufsbilder wie Content-Management, Web-Master oder -Designer, E-Commerce-Kaufmann bis zum YoutuberIn oder InfluenzerIn schaffen neue interessante Verdienstmöglichkeiten – nicht nur für jüngere Semester! Besonders in Regionen mit Mobilitätsproblematik können Telearbeitsplätze also Online-Arbeiten von zuhause aus, die Chancen auf eine Verdienstmöglichkeit verbessern.

Welche Arbeitsfelder haben auch finanziell gesehen aus deiner Sicht gute Entgeltmöglichkeiten?

Tendenziell werden in technischen sowie wirtschaftlichen höheren Berufen bessere Gehälter bezahlt, und man kann davon ausgehen, nach abgeschlossener Ausbildung nicht lange nach einem adäquaten Arbeitsplatz suchen zu müssen.

Selbst bei den Lehrberufen klafft die Gehaltsschere schon stark auseinander. So ist es durchaus möglich, dass die Lehrlingsentschädigung einer/s FriseurIn (StylistIn) nur halb so hoch ausfällt wie zB. der einer/s Elektrotechnik-Lehrlings – allein schon aufgrund möglicher Zulagen.

Weitere Informationen dazu findet man zum Beispiel hier:

https://www.gehaltskompass.at/  oder https://www.lehrstellenportal.at/gehalt/ 

Wie wichtig ist Aus- und Weiterbildung besonders in Zeiten von COVID-19?

In den letzten Monaten zeigte die AMS-Statistiken klar, dass besonders Menschen mit niedrigem Ausbildungsniveau zu den Verlierern dieser Krise zählen. Somit wurde wieder sehr deutlich, dass sich Bildung auszahlt!

Arbeitsplatzverlust oder auch Kurzarbeit veranlasst viele Menschen dazu, über ihre weitere berufliche Entwicklung nachzudenken oder Bildungsabschlüsse nachzuholen. Ob jemand im bisherigen Beruf bleiben will oder einen Neustart in ein anderes Berufsfeld wagen möchte - diese Frage stellen sich derzeit viele. Und – welche Möglichkeiten gibt es dazu!? Jetzt so Gute wie schon lange nicht mehr! 

Welche Tipps hast du als Bildungsberaterin?
  • Neugierig sein – also den Arbeitsmarkt und die Entwicklung beobachten, Jobseiten durchstöbern, Freunde nach ihren Berufserfahrungen fragen.

  • Sich der eigenen Stärken und Begabungen bewusst zu sein, erleichtert die Berufswahl wesentlich – ganz unabhängig von Trend!

  • Kostenlose und anbieterneutrale Bildungsberatung in Anspruch nehmen, um die vorhandenen Möglichkeiten zu besprechen. Hier gibt es Inspiration, Ideen und Informationen abzuholen, um die nächsten Schritte einfacher zu planen.

Weitere Informationen zum Arbeitsmarkt, allen Berufsfeldern und Berufen:

https://bic.at/

https://www.berufslexikon.at/

https://www.ams-forschungsnetzwerk.at/

Auch das AMS liefert interessante Einblicke in die derzeitige Arbeitsmarktlage und gewährt monatliche Einblicke, Zahlen, Daten und Fakten zu Arbeitsmarktthemen. Ein AMS Vorstandsmitglied, Herr Dr. Johannes Kopf, LL.M. veröffentlichte folgenden Satz im Julibericht 2021: „Wie bekannt, suchen vor allem Tourismusbetriebe derzeit intensiv nach neuen MitarbeiterInnen“. Demnach ist aktuell auch die Tourismusbranche eine (wieder) wachsende, ob sich Trendberufe daraus entwickeln ist nicht vorhersehbar, aber es ist für all jene die in diesem Bereich arbeiten möchten, ein guter Hinweis.

Nähere Infos zum AMS-Monatsbericht Juli 2021 finden sie hier<<

https://www.ams.at/arbeitsmarktdaten-und-medien/arbeitsmarkt-daten-und-arbeitsmarkt-forschung/arbeitsmarktdaten#aktuelle-monatsdaten

Wir haben unsere erfahrene Bildungsberaterin Mag.a Barbara Klabischnig-Hörl, MA zum Thema Trendberufe befragt. Sie setzt sich seit mehr als 10 Jahren professionell mit allen Fragen der Aus- und Weiterbildung, der beruflichen (Neu-)Orientierung, der Entwicklung des Arbeitsmarktes und neuer Berufsfelder auseinander. Wo sie zukünftig Jobchancen, Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftstrends sieht, hat Sie uns hier verraten.

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