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10 Fragen an ...

Seit 2018 arbeitet Michael Schreiber bei der Burgenländischen Forschungsgesellschaft und von August 2022 bis Februar 2023 ergänzte er auch das Team der Burgenländischen Konferenz der Erwachsenenbildung (BuKEB) und der Bildungsinformation Burgenland (BiB), wo er als Karenzvertretung für die Öffentlichkeitsarbeit und die Sensibilisierung für lebenslanges Lernen zuständig war. In den kommenden 10 Fragen erzählt der Historiker wie es ihn zur Forschungsgesellschaft verschlagen hat, was er mit dem ORF zu tun hat und warum Bildung wichtig ist.

Bild Michael HP BuKEB.jpg

von Barbara Klabischnig-Hörl

Michael Schreiber, Öffentlichkeitsarbeit Bildungsinformation Burgenland und BuKEB

Lieber Michael, Du bist Historiker. Wie kamst Du dazu, diesen Beruf zu ergreifen?

 

Das ist einem Zufall geschuldet. Ich bin eigentlich nach Wien gefahren um Kunst zu studieren, habe mich dann aber sehr kurzfristig und spontan bei der Inskription dafür entschieden Geographie und Geschichte zu studieren.

Du wolltest Kunst studieren? Wie passt das mit Geschichte zusammen?

Es klingt als ob Kunst und Geschichte einander diametral entgegengesetzt wären, aber tatsächlich war die Kunst ein wichtiger Teil meiner Adoleszenz, wie die Geschichte auch. Die Auseinandersetzung mit beiden Feldern hatte immer schon einen großen Reiz für mich. In meiner Jugend habe ich sehr viel gezeichnet und gemalt, hatte auch einige Ausstellungen im In- und Ausland. Damals dachte ich immer, dass meine berufliche Zukunft in diesem Bereich liegt, zumal ich ja auch sehr viel musiziert habe und ich Kreativität als Ventil der Kommunikation mit der Außenwelt begriffen habe.

Du bist also auch Musiker?

Seit bald 20 Jahren spiele ich Schlagzeug. Zwischenzeitlich hatte ich auch Ambitionen Musik zu studieren, habe diesen Plan aber verworfen. Heute spiele ich bei Weitem nicht mehr so viel wie noch vor 10 oder 15 Jahren. Damals habe ich im Sommer nicht selten sieben oder acht Stunden täglich geübt und in mehreren Bands parallel gespielt. Einige meiner schönsten Erinnerungen stammen aus dieser Phase, auch weil ich auf diesem Weg immer wieder in Europa unterwegs war und schöne Konzerte vor großem Publikum spielen durfte. Jetzt spiele ich zwar auch noch Konzerte, aber es hat sich zu einem Hobby gewandelt. Die Ambition Profimusiker zu werden ist dem Realismus zum Opfer gefallen.

"Bildung ist Kontextualisierung von Wissen"

Wie passt das alles zusammen? Wo ist der verbindende Bogen?

Es gibt einige Verbindungen zwischen den genannten Punkten. Auf den ersten Blick mögen vielleicht Musik und Malerei einige Parallelen aufweisen aber Geschichte scheint nicht ins Bild zu passen. Tatsächlich ähneln die Punkte einander stark im Bereich der Kommunikation. Wenn Musik eine bestimmte Form der Kommunikation mit der Außenwelt ist, dann trifft das auf Geschichte genauso zu: es geht um allgemeinverständliche Aufarbeitung und Vermittlung von relevanten Inhalten. Auch die Prozesse unterscheiden sich nicht allzu stark voneinander. Sowohl in der Musik als auch in der Geschichte geht der Präsentation bestimmter Inhalte die intensive Auseinandersetzung mit diesen voraus. Darüber hinaus musste ich mich für jedes der Felder immer wieder neu erfinden, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernen. Man lernt nie aus und könnte es auch mit dem weitreichenden Begriff der Bildung umreißen, der auch meinen breit gestreuten Interessen geschuldet ist.

 

Was bedeutet Bildung für Dich?

Bildung ist Kontextualisierung von Wissen: diese Begriffe sind zwar verwandt miteinander, aber doch sehr unterschiedlich. Wenn ich in der Millionenshow Frage um Frage gestellt bekomme, hat das mit Bildung wenig zu tun. Da wird reines Wissen abgefragt. Bildung hingegen nutzt dieses Wissen als Instrument sich in einem bestimmten Gebiet – oder mit etwas mehr Pathos: im Leben – orientieren zu können. Wissen ist somit ein dahingeworfener Fakt, der ohne die Kontextualisierung der Bildung wertlos ist. Was nutzt es zu wissen, dass Napoleon mit vier Stunden Schlaf ausgekommen ist ohne zu wissen wer Napoleon war und wofür er steht? Roger Willemsen hat einmal gemeint, dass Bildung den inneren Menschen forme und eine moralische Komponente habe, zu wissen was gut ist und was nicht. Recht hatte er.

Das heißt Bildung und Auseinandersetzung mit Wissen und Bildung haben einen hohen Stellenwert in Deinem Leben?

Ja, ich denke, dass Bildung ein ganz wichtiger Schlüssel zu einem gelungenen Leben ist. Sie erweitert den Horizont, zeigt neue Möglichkeiten der Orientierung und Perspektiven auf und ist ein Weg aus der Eindimensionalität. Die permanente Auseinandersetzung mit neuen Inhalten zieht sich wie der sprichwörtliche Ariadnefaden durch mein Leben.

"So es mir gegönnt ist, werde ich mir bis ins hohe Alter Wissen einverleiben und mich weiterbilden"

Nicht die schlechtesten Voraussetzungen um in der Bildungsinformation zu arbeiten ...

So gesehen fühle ich mich sehr wohl in der Öffentlichkeitsarbeit für die Bildungsinformation.  Ich hoffe, dass ich den Enthusiasmus in diesem Bereich, der mich bisher durchs Leben getragen hat, auch an andere weitergeben kann und ein Botschafter für lebenslanges Lernen und die Vorzüge von Bildung sein darf.

 

Wie hat sich dieser Enthusiasmus bisher auf Dich ausgewirkt?

Er hat mir beruflich immer wieder neue Möglichkeiten eröffnet. Ich weiß, dass mir die erwähnte Auseinandersetzung mit neuen Inhalten immer großen Spaß macht. Hinzu kommt, dass ich an der Vermittlung dieser Inhalte auch immer große Freude habe, die – so hoffe ich jedenfalls – auch bei den jeweiligen Rezipienten ankommt. Wenn man das, was man vermitteln will, in eine allgemeinverständliche Geschichte packen und diese auch noch einigermaßen spannend erzählen kann, ist das ein großer Gewinn. Diese Fähigkeit Wissen verständlich und spannend zu kontextualisieren hat mir beispielsweise letztes Jahr eigene Radio-, Internet- und Fernsehformate beim ORF eingebracht. Daneben habe ich auch noch einige Podcasts gestartet, die, gemessen an den Zugriffszahlen, auch ziemlich erfolgreich sind. So gesehen zahlt sich Bildungsenthusiasmus aus: er öffnet Türen.

 

Du machst also auch Podcasts? Worum geht es dabei?

Es geht in allen Podcasts um allgemeinverständliche Vermittlung von Geschichte. Im Falle des „Burgenland erzählt“-Podcasts geht es um die Entstehungsgeschichte des Burgenlandes rund um das Jahr 1921 und im Podcast den ich gemeinsam mit Ralf Grabuschnig (Dejá-vù-Geschichte-Podcast) für das burgenlandkroatische Magazin Novi glas mache geht es um Themen, die weitestgehend mit der Geschichte der Burgenlandkroaten zusammenhängen.

Eine letzte Frage noch: wo siehst Du Dich in zehn Jahren?

In zehn Jahren bin ich hoffentlich immer noch damit beschäftigt mich weiterzubilden. Zurzeit studiere ich Standardkroatisch und Burgenlandkroatisch und wenn ich damit fertig bin, hoffe ich nebenher weiterstudieren zu können. Meine Interessen sind uferlos und breit gestreut – ich kann mich für Fragen der Astrophysik genauso begeistern wie für Geschichte oder fürs Kochen. So es mir gegönnt ist, werde ich mir bis ins hohe Alter Wissen einverleiben und mich weiterbilden um nicht dem intellektuellen Stillstand anheimzufallen.

Lieber Michael, vielen Dank für das Gespräch!

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